Albrecht Thoma – Namensgeber der Albrecht-Thoma-Straße

Albrecht Thoma – geboren am 2. Dez. 1844 – als 3tes Kind, von insgesamt elf. – Sein Vater war aus dem “Würzburgischen” gebürtig.

Er kam nach Dertingen und heiratete des Rößlewirts Erbtochter, das schöne “Retebärbele”. (Anm. des Webmasters: Das Rößle war das “Weiße Rößlein”) Das damalige Rößlewirtshaus stand am “Plan” im Volksmund “Plo” etwas zurück. Es war wohl auch schon ein etwas größeres, stattliches Gebäude. Doch da die Innenräume etwas klein waren, baute Matthäus Thoma nach seiner Heirat kurzentschlossen inmitten des Dorfes an der Hauptstraße das neue Gasthaus “zum Roß”. Dies geschah im Geburtsjahr von Albrecht Thoma im Jahr 1844.

Es wäre hier zu vermerken, daß der Name Thoma mit den einheimischen Fam. Thoma nicht verwandt war.

Albrecht wuchs in der großen Familie auf und mußte auch in der Landwirtschaft – die ja auch mitbetrieben wurde – mithelfen, so lernte er das dörfliche Leben kennen, wie alle seine Altersgenossen und gemeinsam besuchten sie auch die Volksschule.

Der Vater – Matthäus Thoma, wollte, daß seine Kinder alle einen ordentlichen Beruf erlernen sollten. Doch der “Gescheiteste”, und das war Albrecht, der sollte “studieren”. Das war auch die Ansicht des Dertinger Volksschullehrers (“Herr Kantler”). So machte er, mit großem Erfolg, seine Aufnahmeprüfung in Wertheim, im Lyzeum, wie es damals hieß (Gymnasium). In er Eichelgasse machte man, daß er eine kleine Wohnung bekam. Nun war er “Student”. Eine Seltenheit bei Familien in Dertingen. Doch jedes Wochenende marschierte er, auf Schusters Rappen, die “Leite heraus” über Lindelbach seinem Heimatdorf Dertingen entgegen. – Nach Jahren kam die Reifeprüfung (Abitur).

Der Dertinger war bisher nicht über die Grenzen von Spessart und vom Badischen Frankenland hinausgekommen. Doch nun begann das Studium an der Universität im vielbesungenen Heidelberg. Doch auch hier bestand er alle Prüfungen mit herausragendem Erfolg. Nach abgelegter Staatsprüfung wurde er als Pfarrkandidat aufgenommen und seine erste Predigt hielt er in seiner Heimatkirche – der Dertinger Wehrkirche.

Seine erste Vikarstelle war nun Mittelschefflenz.

Inzwischen brach der Krieg aus – 1870/71.

Albrecht Thoma war auch vaterländisch gesinnt – zu seinem christlichen Glauben – wurde jedoch zuerst nicht eingesetzt. Durch einen sogenannten Männerhilfsverein dem er beitrat, nahm er an einem Pflegekurs teil und wurde nun in einem Feldlazarett im Elsaß verwendet.

Nach diesem Krieg bekam er eine Stelle in Durlach, später sodann in Bremen, als Stellvertreter des dortigen Stadtpfarrers.
Sein nächster Tätikeitsbereich war nun Mannheim. Von hier wurde er nach Karlsruhe zum Professor des Lehrerseminars berufen. Hier wurde ihm bewußt, daß er mehr als Erzieher, als Lehrer, als Pädagoge, vielmehr als Prediger geboren war.

Schon einige Jahre vorher geschah etwas, das sein Leben stark veränderte.

In Heidelberg lebte eine Frau Lehrer mit 2 Töchtern und die Jüngere, ein liebenswürdiges Wesen, mit dem Namen Frieda, hatte es ihm angetan. So kam es an Neujahr 1876 zur Hochzeit und das Glück des Bräutigams war groß.

Sein Heimatdorf Dertingen lag ihm immer doch am Herzen. In den Ferien besuchte er immer wieder sein Elternhaus, jedoch nicht mehr das weiße Rössl. Denn der Vater geriet mit dieser großen Familie in Geldnöte, so mußte er das Wirtshaus verkaufen. Er kaufte ein kleineres Häuschen in der oberen Gasse. Da dieses auch wieder zu klein war erwarb er ein gegenüberliegendes Anwesen noch dazu. So gab es dann doch wieder Platz für Albrecht, wenn er auf Urlaub kam.

Mit einigen einheimischen Freunden durchstreifte er dann Wald und Flur und erinnerte sich dann seiner Kindertage. – Später verließ dann die Familie Thoma Dertingen. Angeblich zogen sie in eine Mühle bei Tauberbischofsheim.

Albrecht Thoma wurde nun mit weiteren Ämtern überhäuft. Vor allem war es der Evangelische Bund dem er beigetreten war und hier wurde ihm bald der Vorsitz im Landesverband übertragen. Nun war bei ihm das Interesse an der Diakonissensache erwacht. So gründete er Diakonissenstationen im Land, zum Teil auch im Württembergischen. Sein Plan war ein Mutterhaus zu bauen.

Ein 100 Markschein war der Grundstock für ein Mutterhaus, mehr war a Anfang nicht vorhanden, doch Thoma trieb das Ganze voran. Da aber in Karlsruhe ein Mutterhaus schon bestand, drängte er darauf, das Mutterhaus weiter südlich in Freiburg zu bauen. Unzählige Hindernisse waren zu überwinden, doch A. Thoma ließ sich nie entmutigen. Er war nun über die Grenzen des Landes hinweg bekannt und seine Verehrer und Freunde gaben ihm den Namen: “Der Diakonissenvater”

Neben allen Tätigkeiten war er auch immer wieder schriftstellerisch tätig. Unter anderem verfaßte er auch einen Beitrag zu: “Der Pfeifer von Niklashausen” und vieles Andere. Doch auch volkstümliche Texte verfaßte er, so soll er in seiner Jugend sogar Faschingsreime geschrieben haben.

Albrecht Thoma erreichte ein Alter von 71 Jahren. Er starb im Ersten Weltkrieg im Jahre 1915.

Bei der Festsetzung der neuen Straßennamen nach er Ortssanierung wurde die Straße zur Mandelberghalle mit Albrecht-Thoma-Straße benannt.

Text: Walter Baumann

Ergänzung Webmaster:

Das heute bekannteste Werk aus der Feder von Albrecht Thoma ist das Buch → Katharina von Bora – Geschichtliches Lebensbild aus dem Jahr 1900 das sich mittlerweile unter Public Domain kostenfrei lesen lässt